Atemhilfsmuskeln sind eine wichtige Muskelgruppe, die unsere Atmung unterstützt und bei bewussten Atemtechniken eine zentrale Rolle spielt. Während wir normalerweise automatisch atmen, können wir durch das Verständnis und die gezielte Aktivierung dieser Muskeln unsere Atemqualität deutlich verbessern und therapeutische Effekte erzielen.
Was sind Atemhilfsmuskeln und ihre Funktion?
Atemhilfsmuskeln sind Muskelgruppen, die zusätzlich zum Zwerchfell bei der Ein- und Ausatmung aktiv werden. Sie unterstützen die primären Atemmuskeln, wenn eine tiefere, kraftvollere oder kontrollierte Atmung erforderlich ist. Diese Muskeln befinden sich hauptsächlich im Bereich des Brustkorbs, des Halses und des Bauches.
Die Hauptfunktion der Atemhilfsmuskeln liegt darin, das Volumen des Brustkorbs zu vergrößern oder zu verkleinern. Bei der Einatmung helfen sie dabei, den Brustkorb zu erweitern und die Rippen anzuheben, wodurch mehr Raum für die sich ausdehnenden Lungen geschaffen wird. Bei der Ausatmung unterstützen sie das aktive Zusammenziehen des Brustkorbs und das Herausdrücken der Luft.
Im Alltag arbeiten diese Muskeln meist unbewusst mit, besonders bei körperlicher Anstrengung, emotionalem Stress oder wenn wir bewusst tief durchatmen. Ihre Aktivierung kann sowohl automatisch durch den Körper als auch bewusst durch gezielte Atemtechniken erfolgen, was sie zu einem wichtigen Werkzeug im funktionellen Breathwork macht.
Primäre vs. sekundäre Atemhilfsmuskeln
Die primären Atemhilfsmuskeln sind die wichtigsten Unterstützer der Atmung und werden regelmäßig bei normaler Atmung aktiviert. Dazu gehören die äußeren Zwischenrippenmuskeln (Musculi intercostales externi), die bei der Einatmung die Rippen anheben, und die inneren Zwischenrippenmuskeln (Musculi intercostales interni), die bei der aktiven Ausatmung helfen.
Sekundäre Atemhilfsmuskeln kommen vor allem bei verstärkter Atmung zum Einsatz, etwa bei körperlicher Anstrengung oder bewussten Atemübungen. Zu den wichtigsten gehören der Sternocleidomastoideus (Kopfwender-Muskel) und die Scaleni-Muskeln am Hals, die den oberen Brustkorb anheben. Auch die Bauchmuskeln zählen dazu, besonders bei der kraftvollen Ausatmung.
Die Unterscheidung ist wichtig, weil eine übermäßige Nutzung sekundärer Atemhilfsmuskeln oft auf eine ineffiziente Atmung hinweist. Wenn beispielsweise die Halsmuskeln permanent angespannt sind oder die Schultern bei jedem Atemzug hochgezogen werden, deutet dies auf eine oberflächliche Brustatmung hin, die langfristig zu Verspannungen und Stress führen kann.
Atemhilfsmuskeln im funktionellen Breathwork
Im funktionellen Breathwork nutzen wir das Bewusstsein für Atemhilfsmuskeln gezielt, um Atemmuster zu optimieren und therapeutische Effekte zu erzielen. Durch bewusste Aktivierung oder Entspannung bestimmter Muskelgruppen können wir die Atmung vertiefen, verlangsamen oder intensivieren, je nach gewünschtem Ziel der Atempraxis.
Eine wichtige Technik ist die progressive Muskelentspannung der Atemhilfsmuskeln, bei der systematisch Verspannungen in Schultern, Nacken und Brustbereich gelöst werden. Dies fördert eine natürlichere, entspanntere Atmung und kann Stress und Angst reduzieren. Gleichzeitig lernen Praktizierende, zwischen notwendiger und überflüssiger Muskelaktivität zu unterscheiden.
Fortgeschrittene Breathwork-Techniken nutzen die gezielte Aktivierung von Atemhilfsmuskeln für spezifische Effekte: Die bewusste Nutzung der Bauchmuskeln kann die Ausatmung intensivieren und das parasympathische Nervensystem aktivieren, während die kontrollierte Einbeziehung der Brustmuskeln bei bestimmten energetisierenden Atemtechniken eingesetzt wird. Das Verständnis dieser Zusammenhänge ermöglicht es, Atemübungen präzise an individuelle Bedürfnisse anzupassen.
Die bewusste Arbeit mit Atemhilfsmuskeln eröffnet neue Dimensionen in der Atempraxis und kann sowohl die körperliche als auch die emotionale Gesundheit positiv beeinflussen. Durch regelmäßiges Training und achtsame Wahrnehmung entwickeln wir ein tieferes Verständnis für unseren Atem und können ihn als kraftvolles Werkzeug für Entspannung, Heilung und persönliche Entwicklung nutzen.




