Die Neuroplastizität ist die Superkraft deines Gehirns, sich ständig zu verändern und anzupassen – und wir können lernen, diese Kraft bewusst zu nutzen.
Dein Gehirn neu verdrahten: Was Neuroplastizität ist
Neuroplastizität ist die erstaunliche Fähigkeit deines Gehirns, sich ein Leben lang zu verändern, neue Verbindungen zu knüpfen und bestehende anzupassen. Stell dir dein Gehirn nicht als eine fest verdrahtete Maschine vor, sondern eher wie einen dynamischen Garten, in dem ständig neue Wege entstehen, alte Pfade überwuchert werden und sich alles den aktuellen Bedürfnissen anpasst. Es ist die Grundlage für alles, was wir lernen, fühlen und tun.
Diese Veränderungsfähigkeit betrifft sowohl die Struktur als auch die Funktion deines Gehirns. Nervenzellen, sogenannte Neuronen, können neue Verbindungen (Synapsen) bilden, alte verstärken oder ungenutzte sogar abbauen. Das bedeutet, dass jede neue Erfahrung, jeder Gedanke und jede Emotion buchstäblich Spuren in deinem Gehirn hinterlässt und seine Architektur ständig neu formt.
Der Clou ist: Neuroplastizität ist keine Fähigkeit, die nur Kindern vorbehalten ist. Auch als Erwachsener ist dein Gehirn unglaublich formbar. Das bedeutet, dass wir aktiv Einfluss darauf nehmen können, wie unser Gehirn „verdrahtet“ ist, und somit unsere Gewohnheiten, unsere Reaktionen und unser gesamtes Erleben steuern können. Es ist eine Einladung, bewusst an der Gestaltung unserer inneren Welt mitzuwirken.
Atem & Geist: Wie Breathwork das Gehirn formt
Hier kommt Breathwork ins Spiel – eine unglaublich effektive Methode, um die Neuroplastizität gezielt zu nutzen. Durch bewusste Atemtechniken können wir direkt auf unser autonomes Nervensystem einwirken und dadurch die Chemie und die Aktivität in unserem Gehirn beeinflussen. Es ist wie ein direkter Draht zu den Schaltzentralen, die für unsere Emotionen, unsere Konzentration und unser Stresslevel verantwortlich sind.
Wenn wir beispielsweise langsam und tief atmen, aktivieren wir den Parasympathikus, den Teil unseres Nervensystems, der für Entspannung und Regeneration zuständig ist. Dies führt dazu, dass bestimmte Gehirnbereiche, die mit Ruhe und Gelassenheit assoziiert sind, gestärkt werden, während die Aktivität in stressbezogenen Arealen abnimmt. Regelmäßiges Breathwork kann so neue neuronale Pfade für innere Ruhe und Resilienz schaffen.
Umgekehrt können bestimmte aktivierende Atemtechniken die Konzentration und Wachheit fördern, indem sie die Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Gehirns optimieren und die Ausschüttung von Neurotransmittern wie Noradrenalin modulieren. So trainieren wir unser Gehirn, flexibler auf verschiedene Anforderungen zu reagieren und unsere mentalen Zustände bewusster zu steuern.
Alte Muster lösen: Für mehr innere Freiheit
Das Schöne an der Neuroplastizität in Verbindung mit Breathwork ist, dass wir damit festgefahrene Verhaltens- und Denkmuster aufbrechen können. Viele unserer Reaktionen auf Stress, Angst oder Ärger sind tief im Gehirn verankerte neuronale Autobahnen, die wir über Jahre hinweg unbewusst befahren haben. Breathwork bietet uns die Möglichkeit, alternative, gesündere Wege zu bauen.
Indem wir durch bewusste Atemübungen immer wieder neue, positive Erfahrungen in unserem Nervensystem verankern – zum Beispiel Gefühle von Sicherheit, Ruhe oder Klarheit – schwächen wir die alten, unerwünschten Pfade. Es ist wie das Anlegen eines neuen Wanderwegs im Wald: Je öfter wir den neuen Weg gehen, desto deutlicher wird er, während der alte Pfad allmählich zugewachsen und weniger attraktiv wird.
Das Ergebnis ist eine spürbar größere innere Freiheit. Wir sind weniger Sklave unserer automatischen Reaktionen und haben mehr Wahlmöglichkeiten, wie wir auf die Herausforderungen des Lebens reagieren. Durch die bewusste Gestaltung unserer Neuroplastizität mit Hilfe des Atems können wir ein resilienteres, ruhigeres und freieres Selbst erschaffen – Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug.




