Die Yoga Sutras von Patanjali gelten als eine der wichtigsten und einflussreichsten Schriften innerhalb der Yoga-Philosophie. Die genaue Entstehungszeit dieser Textsammlung ist nicht zweifelsfrei geklärt, wird jedoch auf irgendwann zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 4. Jahrhundert n. Chr. datiert. Zugeschrieben werden sie dem Weisen Patanjali, über dessen Leben allerdings nur wenig bekannt ist.
Die Sutras sind in vier Kapitel (Padas) gegliedert, die insgesamt 196 individuelle Sutras oder Aussprüche enthalten. Jedes Sutra ist ein knapper, präziser Aphorismus, der einen Aspekt der Yogapraxis und -philosophie behandelt. Die vier Hauptkapitel sind:
- Samadhi-Pada: Dieses Kapitel fokussiert sich auf den Geisteszustand des Samadhi, der als höchster Zustand der meditativen Versenkung beschrieben wird, in dem der Meditierende mit dem Göttlichen oder dem höchsten Bewusstsein verschmilzt.
- Sadhana-Pada: In diesem Abschnitt werden praktische Mittel beschrieben, um das Ziel des Yoga zu erreichen. Hier werden die acht Glieder des Yoga (Ashtanga Yoga) eingeführt, die Schritte wie ethische Disziplinen (Yamas und Niyamas), Körperhaltungen (Asanas), Atemkontrolle (Pranayama), Zurückziehen der Sinne (Pratyahara), Konzentration (Dharana), Meditation (Dhyana), und letztlich Samadhi umfassen.
- Vibhuti-Pada: Dieses Kapitel behandelt die ‚Kräfte‘ (Siddhis), die durch fortgeschrittene Yogapraxis erreicht werden können. Einige dieser Kräfte sind übernatürlich und sollen dazu dienen, die spirituelle Entwicklung zu fördern, aber nicht als Selbstzweck verfolgt werden.
- Kaivalya-Pada: Das letzte Kapitel beschreibt den Zustand der völligen Freiheit und Unabhängigkeit (Kaivalya), der durch das Lösen von Karmabindungen und die Erkenntnis der wahren Natur des Selbst erreicht wird.
Die Yoga Sutras präsentieren Yoga nicht nur als körperliche Übung, sondern als umfassenden spirituellen Weg, der Körper, Geist und Seele integriert. Sie betonen die Bedeutung des Loslassens von Anhaftungen und Ego-basierten Identifikationen, um inneren Frieden und Erleuchtung zu finden.
In der modernen Yoga-Praxis dienen die Yoga Sutras häufig als Leitfaden für ein ethisches und fokussiertes Leben. Sie sind eine Quelle der Weisheit für viele, die versuchen, Yoga und seine Prinzipien sowohl auf der Matte als auch im täglichen Leben zu integrieren.
Patanjalis Sutras bleiben auch heute noch zentral für das Studium des Yoga und werden weltweit von Praktizierenden und Gelehrten studiert, um die philosophischen Grundlagen und die Tiefe der Yogatradition zu verstehen.