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Allostase / Homöostase

Homöostase vs. Allostase: Stabilität neu denken

Die Homöostase ist das, was die meisten Menschen kennen, wenn es um das Gleichgewicht im Körper geht. Stell dir vor, dein Körper ist wie ein Haus mit einem Thermostat: Er versucht, bestimmte Werte – wie Körpertemperatur, Blutzucker oder pH-Wert – in einem sehr engen, idealen Bereich zu halten. Wenn du zum Beispiel frierst, zittert dein Körper, um Wärme zu erzeugen und die Temperatur wieder auf den „Sollwert“ von etwa 37 Grad Celsius zu bringen. Das Ziel ist eine konstante innere Umgebung.

Die Allostase hingegen ist ein dynamischerer und flexiblerer Ansatz zur Stabilität. Sie ist nicht nur darauf ausgelegt, einen festen Sollwert zu halten, sondern sich aktiv an veränderte Anforderungen und Stressoren anzupassen. Anstatt immer nur zum gleichen Punkt zurückzukehren, verschiebt die Allostase die „Sollwerte“ temporär, um den aktuellen Belastungen besser begegnen zu können. Es ist wie ein intelligentes Heizsystem, das nicht nur die Temperatur hält, sondern auch die Wettervorhersage und deine Aktivität berücksichtigt, um optimalen Komfort zu gewährleisten.

Der entscheidende Unterschied liegt also in der Flexibilität: Homöostase ist das Bewahren eines festen Gleichgewichts, während Allostase das Erreichen von Stabilität durch Veränderung ist. Sie erlaubt es deinem System, sich proaktiv auf Herausforderungen einzustellen, indem es seine inneren Parameter anpasst, anstatt starr an einem Ideal festzuhalten. Dies ist ein Überlebensmechanismus, der uns hilft, in einer sich ständig wandelnden Welt zu bestehen.

Allostase: Anpassung an Stress durch dein System

Allostase ist ein komplexer Prozess, der verschiedene Systeme in deinem Körper – das Nervensystem, das Hormonsystem und das Immunsystem – miteinander verbindet. Wenn du Stress empfindest, sei es körperlich oder psychisch, schalten diese Systeme einen Gang höher. Dein Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt, Stresshormone wie Cortisol werden ausgeschüttet – alles, um dich auf die bevorstehende Herausforderung vorzubereiten und die Energie bereitzustellen, die du brauchst. Dein Körper antizipiert und reagiert.

Diese Anpassungsfähigkeit ist unglaublich wichtig für unsere Überleben. Dank Allostase können wir uns an neue Umgebungen anpassen, auf Gefahren reagieren oder Höchstleistungen erbringen. Stell dir vor, du musst eine wichtige Präsentation halten oder ein anspruchsvolles Training absolvieren: Dein Körper mobilisiert Ressourcen, um dich optimal zu unterstützen. Er verschiebt die „Sollwerte“ für Herzfrequenz oder Blutzucker temporär, um die Leistung zu maximieren und dich widerstandsfähig zu machen.

Doch hier liegt auch eine Gefahr: Wenn dieser Zustand der ständigen Anpassung – der allostatischen Belastung – zu lange oder zu intensiv anhält, kann er zu einer Überlastung führen. Dein System ist dann chronisch im Alarmzustand, was zu „Verschleiß“ führen kann. Dies äußert sich in Erschöpfung, Schlafstörungen, erhöhter Anfälligkeit für Krankheiten oder chronischen Schmerzen. Die ursprünglich schützende Anpassung wird zur Belastung, wenn sie nicht durch Phasen der Erholung ausgeglichen wird.

Atemtechniken für allostatische Resilienz nutzen

Hier kommt das funktionelle Atmen ins Spiel. Deine Atmung ist der schnellste und direkteste Weg, um Einfluss auf dein autonomes Nervensystem zu nehmen, welches eine Schlüsselrolle bei allostatischer Anpassung spielt. Wenn du gestresst bist, atmest du wahrscheinlich schnell, flach und im oberen Brustbereich – ein Muster, das den Körper weiter in den Kampf-oder-Flucht-Modus versetzt und die allostatische Belastung erhöht. Eine unbewusste, dysfunktionale Atmung kann den Teufelskreis des Stresses aufrechterhalten.

Durch bewusste Atemtechniken, auch Breathwork genannt, kannst du lernen, dein Nervensystem zu regulieren und so deine allostatische Resilienz zu stärken. Indem du zum Beispiel langsam, tief und rhythmisch in den Bauch atmest, aktivierst du den Parasympathikus – den „Ruhe-und-Verdauungs“-Ast deines Nervensystems. Dies signalisiert deinem Körper, dass keine unmittelbare Gefahr besteht, reduziert die Ausschüttung von Stresshormonen und hilft, die inneren „Sollwerte“ wieder in einen entspannteren Zustand zu bringen.

Regelmäßiges Training mit Atemtechniken wie der Bauchatmung, der 4-7-8-Atmung oder der Box-Atmung lehrt dein System, flexibler und angemessener auf Stress zu reagieren. Du entwickelst eine größere Kapazität, mit Herausforderungen umzugehen, ohne in die allostatische Überlastung zu geraten. Du stärkst deine Fähigkeit, dich nach Stressphasen schneller zu erholen und bewahrst so die Gesundheit und Leistungsfähigkeit deines gesamten Systems.

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Lars Boob

Lars verbindet Atem, Bewegung und Berührung zu einem ganzheitlichen Weg der Entspannung und Selbstentfaltung. Als Breathwork Trainer und Qigong-Lehrer erforscht er, wie Atmung, Meditation und Massagen das Nervensystem beruhigen und die Lebensenergie in Fluss bringen. Mit Leichtigkeit und Achtsamkeit hilft er Menschen, tiefer durchzuatmen, loszulassen und sich rundum wohlzufühlen.
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